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Verliebt sein, wahre Liebe oder ein temporäres Gefühl mit Ablaufdatum

Wenn ich in jemanden verliebt bin, dann weil ich Gemeinsamkeiten entdeckt habe, die ich gut finde oder ich schwärme, weil ich etwas an dem anderen bewundere, was ich selbst nicht so gut kann. Ich bin zum Beispiel begeistert, wie mutig der andere ist oder wie toll er schon singen kann usw. 


Ich bin also nicht bedingungslos (ver)liebt, sondern aufgrund von Bewunderung &/oder Gemeinsamkeiten, die ich gut finde. 


In der Regel blendet man während des (ver)liebt seins alles was man nicht gut am anderen findet aus oder relativiert es zumindest. Der Fokus liegt in der Regel auf das was man gut findet. Darum spricht man ja auch von der rosa roten Brille, die diese Filterung ausdrückt. 


Lässt das (Ver)liebt sein nun nach, entdeckt man nun mehr & mehr auch das was man nicht gut findet. Was u.a. auch daran liegt, daß beide am Anfang in der Regel versuchen dem anderen zu gefallen, was nicht selten dazu führt, daß beide sich verstellen & sich nicht ganz & eher unauthentisch zeigen. Nach einer Weile wird es aber anstrengend sich mit zunehmender Nähe ständig zu verstellen & so führt das nachlaßen des (Ver)liebt seins sowie das nachlaßen des Verstellens bzw. das mehr & mehr durchscheinen des wahren Charakters dazu, daß aus dem (ver)liebt sein plötzlich eine Abneigung oder gar ein Groll bis hin zum Hass entsteht. 


Es kann auch tiefe Liebe entstehen, dann müssen aber beide bereit sein den anderen & sich selbst zu akzeptieren wie jeder ist. Sie müssen beide aus eigner Motivation an sich arbeiten & zusammen weiter wachsen. Denn bedingungslose Liebe heißt, den anderen ohne Bedingungen wie er zum Beispiel zu sein hat zu lieben. 


In der Regel ist es aber so, daß nun unangenehmes beim anderen gefunden wurde & entweder (subtil) manipulativ versucht wird den anderen zu ändern oder den anderen darauf anspricht & man ihn darum bittet es zu ändern oder es unter Druck versucht usw. Eine gegenseitige Akzeptanz gibt es selten von Anfang an, wenn sie denn überhaupt kommt.


Lieber suchen sich die meisten dann einen vermeintlich passenderen Partner, was in der Regel bedeutet, daß der andere die Regeln & Gesetze des andern akzeptiert & sich diesem unsichtbaren Vertrag unterordnet. Das kann auch auf beiden Seiten passieren. Von bedingungsloser Liebe kann man bei den ganzen Gesetzen & regeln natürlich nicht mehr sprechen. Aber den anderen frei zu laßen, macht den meisten Angst & ihn zu nehmen wie er ist, ist in der Regel nicht angenehm genug. Daher wird der andere gern zu Gunsten der vermeintlichen Sicherheiten stark eingeschränkt oder gänzlich seiner Freiheit & freiem selbstbestimmten Willen entzogen. Dies kann auch immer wechselseitig stattfinden, manchmal ist es einseitig & mal sind die selbst kreierten Gefängnisse auf beiden Seiten ausgeglichenerer. 


Das diese vermeintlichen Sicherheiten dank der Regeln & Gesetze nicht funktionieren beweist für mich allein die hohe Scheidungsrate, das viele Bekannt & Fremdgehen oder das zusammen bleiben von zunehmend verbitterten Menschen, die sich gegenseitig verachten & dem anderen ständig grollen. Gegenseitiger Respekt, falls je vorhanden wird immer weniger oder hat sich komplett in Verachtung gewandelt. Manch einer fragt sich dann, wo ist die Liebe geblieben? Ich fragte mich, war sie je da? 


Schon früh als kleines Kind war es mir ein Rätsel, was andere mir immer wieder als Liebe verkaufen wollten. Es schien mir doch stets fragwürdig, ob das die Wahrheit ist, da es sich in mir nicht stimmig anfühlte. In der Jugend war ich dann schon so frustriert, verletzt & traumatisiert von  Beziehungen, daß für mich fest stand; die Liebe gibt es nicht! (Ver)liebt sein reden sich die Leute ein, weil sie nicht allein sein wollen & können. Ich glaube bei letzterem war ganz oft etwas dran, auch wenn ich inzwischen an die Liebe glaube & auch daran das Menschen sich (ver)lieben. Nur hat das (Ver)liebt sein für mich nicht perse etwas mit der Liebe zu tun. Wer die wahre Liebe nicht kennt, kann das sicherlich leicht miteinander verwechseln oder in einen Topf schmeißen. Als ich die Liebe aber kennenlernte, da war für mich klar, daß es nicht zusammenhängen muss. Es kann sich aber eine tiefe Liebe aus der für mich eher oberflächlichen (Ver)liebtheit entwickeln. Oberflächlich weil wie oben beschrieben, meiner Meinung nach das (Ver)liebt sein den Fokus auf das legt was wir mögen & wir so meinen können den anderen bedingungslos zu lieben, es aber nicht wissen können, solange wir den anderen nur aus dem positiven Filter anschauen, der alles andere minimiert & ganz verdrängt. 


Das (Ver)liebt sein könnte ein Trick der Natur sein, um möglichst viele Menschen zusammen zu bringen, um sich zu vermehren. Nun sind wir inzwischen gut verbreitet auf der Welt, sodaß wir unsere Intelligenz nutzen könnten, um uns darüberhinaus weiterzuentwickeln. Denn was uns ja u.a von anderen Tieren unterscheiden soll, ist ja die Befähigung unseren Instinkten & Trieben nicht nur blind zu finden, sondern sie bewusst wahrzunehmen, sie zu hinterfragen & wenn wir glauben es sei sinnvoll, sie weiterzuentwickeln. 


Wir sollten also spätestens nach dem (ver)liebt sein Anfang uns an die eigene Nase zu fassen & schauen wo wir noch blinde Flecken haben, wo noch Trigger sind, Schatten die ins Licht zurück wollen usw. statt dann spätestens anzufangen am anderen herum zu doktorn. Natürlich finde ich das man sich auch immer trennen kann, nur finde ich auch, daß man dies bewusst tun sollte & nicht weil man sich selbst nicht reflektiert hat & alles im großen & ganzen dem anderen zuschiebt. Ist der andere jedoch nicht bereit aus eigner Motivation an sich selbst zu arbeiten, würde ich die Konsequenzen daraus ziehen statt ihn dazu zu zwingen. Ist körperliche &/oder psychische Gewalt im Spiel, würde ich mich trennen. 


Zu guter letzt möchte ich noch meine Erkenntnis teilen, daß alles was ich in einer Beziehung nicht gelöst habe & auch danach nicht bearbeitet habe, das habe ich auch alles in die nächste Beziehung mit hineingetragen. Ob du dich also trennst oder nicht, es lohnt sich immer & spätestens vor der nächsten Beziehung sich selbst zu reflektieren & gründlich in dir aufzuräumen. Das kann dir viele Wiederholungen ersparen. 


Viel Kraft, Mut & Erfolg! 


Herzliche Grüße Vanessa Ahlers 🫶🏽